Kapitän und Steuermann

Sam Bennett und Shane Archbold sind seit 2013 mit Unterbrechungen Teamkollegen; ihre Partnerschaft führte sie von An Post zu Bora und jetzt zu Deceuninck–Quick-Step. Sie erzählen von ihrer Freundschaft und ihrem gemeinsamen Aufstieg. 

 


Seit wann fahrt ihr zusammen Rennen?  
Shane Archbold: Seit sechs Jahren.  

Was war euer erster Eindruck voneinander?
Sam Bennett: Ich mochte ihn nicht! … Nee, ich mache Witze. Aber im ersten Jahr bei An Post haben wir nicht viel geredet.  
Archbold: Wir haben zusammen gewohnt, aber wir haben nicht so viel geredet, Sam hat nicht viel geredet.  
Bennett: Ich rede nie so viel.
Archbold: Wir sind für dasselbe Team Rennen gefahren, aber wir sind nicht unbedingt so viele Rennen zusammen gefahren.  

Wann habt ihr angefangen, zusammen zu sprinten?  
Bennett: Es war in meinem letzten Jahr dort [bei An Post], 2013, oder? Und dann haben wir angefangen, uns mehr als Sprintanfahrer-Kombo auf Rennen vorzubereiten. Das Wichtigste war die Tour of Britain am Ende des Jahres, und vorher gab es ein paar Kirmesrennen, aber erst da [bei der Tour of Britain] war es eine wirklich große Idee, uns zusammenzutun.

Habt ihr immer gut zusammen funktioniert?
Bennett: Ich glaube ja. Wie Shane mir den Sprint anfährt, das ist perfekt. Er kann im Finale so lange ein so hohes Tempo machen. Er kommt auch vom Bahnradsport und kann sich sehr gut durchs Peloton bewegen, gut an den Hinterrädern surfen, und das hat er mit auf die Straße gebracht. Das gibt mir viel Vertrauen, ihm zu folgen und hinter ihm zu bleiben, und es funktioniert wirklich gut. Man kann es immer verbessern, aber das kam sehr früh von alleine, glaube ich.  
Archbold: Ich hatte meine eigenen Möglichkeiten zu gewinnen, als wir Teamkollegen bei An Post waren, aber ich habe sie nicht wahrgenommen. Ich habe es generell vorgezogen, Sam zu helfen, weil es für mich funktionierte, nicht egoistisch zu sein und nicht allzu oft für mich selbst zu fahren.  

Bennett: Nennst du mich etwa egoistisch?!  
Archbold: Nein, du warst der Kapitän! Aber viele Fahrer hielten ihre Top-Ten-Plätze tatsächlich für ausreichende Ergebnisse, um Profi zu werden. Ich konzentrierte mich noch auf Bahn und Straße gleichzeitig. Erst als Sam mich einlud und ich den Vertrag mit Bora hatte, wurde es ein Vollzeitjob für mich, fähig zu sein, ihm den Sprint anzufahren.

Wie ist die Dynamik zwischen euch beiden? Warum versteht ihr euch?  
Bennett: Ich glaube, einfach weil wir entspannt sind. Im Zimmer, wenn ich nicht gewinne, bin ich nicht so entspannt, aber er beruhigt mich. Er ist gut für die Moral. Aber es ist mehr die entspannte Umgebung. Wir stressen uns nicht. Das ist die Hauptsache. Du hast so viele Tage auf der Straße, dass du nicht mit jemandem zusammen sein willst, der dir auf den Keks geht.
Archbold: Das ist wahrscheinlich ein weiteres Plus, dass wir nicht gezwungen wurden, Teamkollegen oder Freunde zu sein. Um Teamkollegen zu sein, ist man gezwungen, eine Bindung einzugehen, aber befreundet ist man freiwillig, und wenn beides zusammenkommt, ist es viel ein­facher. Wir haben Spaß auf dem Zimmer und wir haben ruhige Zeiten auf dem Zimmer, aber alles hat seine Zeit. Und wir haben beide mal einen schlechten Tag und wir kennen einander gut genug, um …
Bennett: … uns in Ruhe zu lassen!  
Archbold: Abstand zu halten und dem Rest des Teams klarzumachen, dass heute ein schlechter Tag ist und wir etwas Raum brauchen. Es passiert nicht sehr oft bei uns, verglichen mit anderen Leuten, aber es kommt vor.

Teilt ihr euch in der ganzen Saison ein Zimmer?  
Bennett: Ja.  
Archbold: Wenn es bei Bora ging, haben wir versucht, es so einzurichten. Bisher ist es bei Quick-Step dasselbe. Wenn wir zusammen wohnen, können wir viel leichter über Taktik reden und Dinge planen.

Was ist eure erste Erinnerung an ein gemeinsames Rennen, euer erster Sieg?  
Bennett: Ich erinnere mich an das erste Mal, dass wir gegeneinander gefahren sind. Es war ein Kirmesrennen für Amateure und er hat gewonnen. Er ist wie ein D-Zug an mir vorbeigefahren!  
Archbold: Das war das erste und letzte Mal.
Bennett: Er hat mich mit eingezogenem Schwanz nach Hause geschickt.
Archbold: Unser erster gemeinsamer Sieg war die Tour of Britain 2013 [5. Etappe], wo Sam gewann und allen Profis ein Schnippchen schlug, nicht unbedingt aus einem Sprintzug, aber das war das erste Mal, dass wir Teamkollegen waren. Und danach war es wohl bei Bora. 

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Cover Procycling Ausgabe 194

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