Auf jedem Terrain

Früher fuhren Berufsrennfahrer das ganze Jahr hindurch, und die besten Eintages-Spezialisten waren bei jedem Klassiker vorn – egal, ob gepflastert, hügelig oder flach. Der moderne Radsport hat sich in Richtung einer zunehmenden Spezialisierung entwickelt; die Fahrer richten sich auf eine bestimmte Art von Rennen aus. Die Spezialisten für die Kopfsteinpflaster-Klassiker konzentrieren sich auf ihre Rennen, die Fahrer für die hügeligen Klassiker auf ihre, und nie treffen sie aufeinander. Doch in jüngerer Zeit hat es eine Renaissance der Klassiker-Allrounder gegeben, die ebenso auf dem Kopfsteinpflaster wie den Côtes zu Hause sind. Wir sprechen mit Fahrern, die diesen Trend anführen, und schauen uns ihre Erfolgschancen an.

 

Peter Sagan
Bora–Hansgrohe

Der Radsport ist jetzt so von der Periodisierung bestimmt, dass sich Fahrer auf immer kleinere Zeitfenster der Saison konzentrieren. Aber Peter Sagan scheint die Fähigkeit und das Verlangen zu haben, die Sportwissenschaft zu entzaubern, und peilt in diesem Frühjahr Mailand–San Remo, das Kopfsteinpflaster von Flandern und Nordfrankreich plus vielleicht sogar die Ardennen-Côtes bei Lüttich–Bastogne–Lüttich an. Ein Sieg bei Lüttich bei seinem Debüt wird schwer, aber die Abfahrt ins neue Ziel im Zentrum von Lüttich wird ihm helfen. Schon allein die Entscheidung, bis Ende April weiterzufahren, betont Sagans eklektische Bandbreite an Talent und Ambitionen. „Die Klassiker sind physisch und mental schwer als Block zu absolvieren, und es wird sehr schwer, von Mailand–San Remo bis Lüttich durchzufahren, aber warum sollte ich es nicht probieren?“, fragte Sagan fast unschuldig, als er während der Vuelta a San Juan über seine Pläne sprach. Neue Herausforderungen und ihre Risiken sind ein Test der Größe. Sagan ist 29 und hat über 100 Rennen gewonnen, drei Weltmeistertitel, sechs Grüne Trikots der Tour, Flandern und Roubaix. Doch nicht einmal Peter Sagan kann seine Form und Fähigkeiten beliebig ausdehnen, daher hat er eine Auswahl getroffen, die es ihm erlaubt, von San Remo bis Lüttich in Bestform zu sein. 2018 opferte er einen Start beim Omloop Het Nieuwsblad, damit er Amstel Gold fahren konnte. Sagan wurde Vierter, nachdem er sich weigerte, die Verfolgung von Michael Valgren, Roman Kreuziger und Enrico Gasparotto anzuführen. Es bestätigte, dass er in den Ardennen konkurrenzfähig war. Sagan verpasste in dieser Saison sowohl das Eröffnungswochenende in Belgien als auch Strade Bianche und blieb dafür länger im Höhentraining in der spanischen Sierra Nevada, wobei Tirreno sein letzter Trainingsblock vor seinen Frühjahrsrennen sein sollte. Sagan wird seinen Start bei Lüttich erst nach Roubaix bestätigen. Aber sein Trainer Patxi Vila weißt, dass Sagan immer in der Lage ist, über sich hinauszuwachsen, und hat seinen Kalender sorgfältig gestaltet. „Wir kennen das schon von ihm. Es scheint unnatürlich, aber er macht es“, erklärte Vila gegenüber Tuttobiciweb im Winter. „Wenn du ein ‚unkontrollierbares‘ Talent bist, ist es schwer, sich weiter zu steigern, weil niemand diesen Weg vorher gegangen ist, aber das ist der Weg, den wir nehmen wollen.“ Sagan spielt die Erwartungen herunter und konzentriert sich stattdessen auf den Radsport. „Ich arbeite hart, um sicherzustellen, dass es mir immer noch Spaß macht“, sagt er. „Das habe ich mir so ausgesucht. Schließlich ist es das Einzige, was ich habe. Das mache ich, seit ich neun Jahre alt war.“ SF

Bob Jungels
Deceuninck–Quick-Step

Als Bob Jungels 2013 bei Radio-Shack Profi wurde, stand er an einem Scheideweg: Er hatte im Jahr zuvor die U23-Version von Paris–Roubaix gewonnen, hatte also ganz klar ein Faible für das Kopfsteinpflaster. Er konnte gut zeitfahren und klettern. Aber diese Vielseitigkeit hieß auch, dass Jungels den Luxus hatte, sich aussuchen zu können, in welchem Bereich er sich spezialisieren wollte. Anfangs folgte er seinen Landsleuten Andy und Fränk Schleck und konzentrierte sich auf die Ardennen. Die Entscheidung war keine schlechte, Jungels fuhr zweimal in die Top Ten des Giro und gewann im letzten Jahr Lüttich. Aber eine Frage drängte sich auf: Was könnte er bei den Kopfsteinpflaster-Klassikern ausrichten, wenn er die Chance hätte? Nachdem er Lüttich gewonnen hatte, beschloss Jungels, 2019 eine neue Herausforderung anzunehmen und die flämischen Klassiker zu fahren. „Ich glaube, ich habe viel Erfahrung auf dem Kopfsteinpflaster aus meiner Zeit als Junior und U23-Fahrer, und im letzten Jahr bei der Tour bin ich auf dem Pavé gut gefahren, deswegen hatte ich die Flandern-Rundfahrt immer im Kopf“, sagt Jungels zu Procycling. „Am Jahresende haben wir zusammen mit dem Team beschlossen, dass ich es ausprobiere.“ Beginnend mit dem Omloop Het Nieuwsblad fährt Jungels ein volles Kopfsteinpflaster-Programm bis zur Flandern-Rundfahrt. Er verzichtet auf Roubaix sowie Amstel Gold und Flèche, und je nach Form verteidigt er seinen Titel bei Lüttich Ende April. Dann schaltet er im Mai auf die Gesamtwertung beim Giro um. Während Jungels Paris–Roubaix 2013 fuhr und das Roubaix-Pavé von der Tour kennt, ist seine Flandern-Erfahrung weit begrenzter. Er startete in seinem ersten Jahr beim Dwars door Vlaanderen und bestritt schon die Eneco Tour, die über dieselben Straßen führt wie Het Nieuwsblad, aber sonst kaum etwas. Trotz des veränderten Fokus’ hat Jungels sein Training oder sein Gewicht nicht verändert. „Mein Training hat sich nicht sehr geändert; vielleicht habe ich neben dem Radfahren mehr Krafttraining gemacht, nur Fitness, aber ich habe dasselbe Gewicht wie letztes Jahr um diese Zeit. Wir hatten Colombia [das Colombia 2.1-Rennen], ich hatte drei Wochen Höhentraining, ich konnte immer noch klettern, daher scheint es immer noch dasselbe zu sein.“ Jungels glaubt, der größte Unterschied zwischen den Kopfsteinpflaster- und den Ardennen-Rennen laufe nicht auf körperliche Attribute hinaus, sondern vielmehr auf eine andere mentale Einstellung. „Die Kopfsteinpflaster-Klassiker sind nervöser; die Positionierung ist noch wichtiger, weil während des Rennens so viel passieren kann“, sagt er. „Wenn du Lüttich nimmst – da ist nach 200 Kilometern eine natürliche Selektion, aber vorher ist es nicht so gefährlich, was die Nervosität im Feld angeht. Dagegen ist es bei den Kopfsteinpflaster-Klassikern – das war meine Erfahrung, als ich Roubaix gefahren bin – von Anfang an voller Stress, und ich glaube, das kostet dich viel mehr mentale Energie.“ Er fügt hinzu: „Es ist eine Technik auf dem Kopfsteinpflaster, und die ist ziemlich schwer zu beschreiben. Einige Fahrer fühlen sich auf dem Pflaster einfach nicht wohl, aber andere schon, und ich hatte eigentlich nie ein Problem damit.“ Jungels hat sich auf jeden Fall schnell an die Umstellung gewöhnt. Obwohl er nach eigenen Angaben nur Erfahrung sammeln wollte, gewann er am Eröffnungswochenende Kuurne–Brüssel–Kuurne. SH

Alejandro Valverde
Movistar

Wenn Sie glauben, dass es schon einmal hieß, dass Alejandro Valverde Flandern und dann Lüttich fahren könnte, liegen Sie richtig. Im Frühjahr 2018 wurde spekuliert, „El Bala“ würde bei der Ronde starten, bevor er die Ardennen in Angriff nimmt. Als er beim Dwars door Vlaanderen trotz des schlechten Wetters (das Valverde nicht liegt) Elfter wurde, verstärkten sich die Gerüchte. Aber nein. Valverde wurde flugs aus Belgien abberufen, um am GP Miguel Indurain in der Navarra in Spanien teilzunehmen. Statt die Flandern-Rundfahrt zu bestreiten, zog es sein Team vor, ihn ein 1.1-Rennen fahren zu lassen – das Valverde, das muss man sagen, gewann. Dass er die Flandern-Rundfahrt verpasste, kümmerte zu Hause niemanden. Die einzige Ausnahme war der Journalist Carlos Arribas, der selten einen Trick in der Movistar-Kremlforschung verpasst und einen langen Artikel für El País schrieb mit dem Titel „Warum Valverde nicht in Flandern ist“. Arribas sagte, Valverde sei „bewegt gewesen von dem sentimentalen und symbolischen Wert, den das Rennen für sein Team hat“. Es ist nicht nur das Rennen: Die Navarra ist natürlich die Heimatregion von Movistar, und im letzten Jahr war das Rennen eine besondere Hommage an Manager José Miguel Echavarri. Sollte Valverde tatsächlich am 7. April 2019 in Antwerpen starten, ist er kein Favorit. Spanien hat nur einen Podiumsplatz in Flandern – dank Juan Antonio Flecha, der 2008 in den Farben eines holländischen Teams Dritter wurde. Es ist nicht nur Flandern, wo die Spanier traditionell schwach sind. „Unsere Rennkultur konzentriert sich auf Etappenrennen. Bei einigen Eintagesrennen könnten wir gut abschneiden, aber wir haben eine magere Bilanz“, sagt Óscar Freire, Spaniens letzter Weltmeister vor Valverde. Freire fuhr sowohl Flandern als auch Lüttich, wurde Zwölfter bei dem Kopfsteinpflaster-Rennen und Elfter bei dem hügeligeren Event. Er fährt fort: „Für die Spanier ist die Flandern-Rundfahrt fast nicht existent. Sie waren dort mehr oder weniger Statisten. Wenn du für ein spanisches Team fährst, hast du viele Nachteile: Der größte war, die Strecke nicht zu kennen, auf der die Belgier, Holländer und so weiter schon fahren, seit sie Junioren waren. Aber jetzt haben die Spanier erkannt, wie wichtig diese Rennen sind.“ Kann Valverde Flandern und Lüttich kombinieren? Freire glaubt es. „Er ist ein sehr vielseitiger Fahrer. Wenn er eine gute Position halten kann, was er meistens kann, sollte er in Flandern seine mangelnde Erfahrung überspielen können. Es ist eine neue Herausforderung, ebenso wie Lüttich mit seiner geänderten Strecke. Aber das könnte der größte Vorteil sein. Als Veteran ist es wichtiger, motiviert zu sein, weil du etwas anderes machst, als in Topform zu sein oder jeden Zentimeter der Straße zu kennen.“ AF

 


Michael Matthews
Sunweb

Michael Matthews, so scheint es, kann alles. Ein kurzer Blick auf seinen Palmarès zeigt es, und eine Episode aus seiner Amateurkarriere beweist es praktisch. Im April 2010 war der 19 Jahre alte Matthews noch nie auf Kopfsteinpflaster gefahren, als er mit dem australischen Team in Belgien landete und die U23-Version der Flandern-Rundfahrt fahren sollte. Eine Trainingsfahrt einen Tag vor dem Rennen brachte ihn nicht gerade auf den Geschmack. „Ich habe es gehasst, weil ich viel zu viel Luft in den Reifen hatte und über das Pavé hüpfte. Ich dachte nur: Wie kann man nur auf diesen Dingern fahren?“, erinnert sich Matthews. Einen Tag später wurde er Zweiter in Meerbeke – vor Männern wie John Degenkolb und Luke Rowe. „Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, aber ich hatte große Lust, an jedem Anstieg, der an dem Tag kam, zu attackieren. Ich hatte den ganzen Tag ein Lächeln im Gesicht.“ Trotz dieses glänzenden Kurzauftritts vermied Matthews das Kopfsteinpflaster in seinen frühen Jahren als Profi, als seine Merkmale ihm den Ruf eines zweiten Óscar Freire einbrachten. Sein Klassiker-Programm konzentrierte sich daher auf San Remo und Amstel Gold, aber obwohl er bei beiden Rennen 2015 Dritter wurde, haben seine unbestrittenen Qualitäten als Puncheur und Sprinter sich im Frühjahr noch nicht zur Summe ihrer Teile addiert. Obwohl er zu den komplettesten Fahrern im Peloton gehört, waren Matthews’ Siege beim GP Québec und GP Montréal im letzten Jahr seine ersten Eintages-Siege auf WorldTour-Niveau. Seit seinem Wechsel zu Sunweb 2017 ist Matthews sachte in Richtung Kopfsteinpflaster geschoben worden, fuhr in den letzten zwei Jahren das E3 Harelbeke und Gent–Wevelgem. Ermutigt durch das frühe Feedback von dem Experiment – er wurde Achter bei Gent–Wevelgem 2017 und fuhr im letzten Jahr entschlossen, obwohl er sich knapp einen Monat vorher die Schulter gebrochen hatte – wird Matthews das Kopfsteinpflaster in dieser Saison priorisieren und sein Debüt bei der Flandern-Rundfahrt geben. „Das Team hat sich meine Zahlen in den Ardennen und auf dem Kopfsteinpflaster angeschaut und ist zum Schluss gekommen, dass mir das Kopfsteinpflaster besser liegt“, erklärt Matthews, der zudem bei der letztjährigen BinckBank Tour in Geraardsbergen gewann – ein Triumph, der eine unglückliche Saison auf den Kopf stellte. „Ich bin bei den Pavé-Klassikern nicht so erfahren, wie ich an diesem Punkt meiner Karriere gerne wäre, aber alle Charakteristika meines Fahrstils passen zu ihnen.“

2018 trug Matthews ein wenig Extramasse in die Kopfsteinpflaster-Klassiker, glaubte, er könne von etwas zusätzlicher Kraft profitieren, aber 2019 plant er, mit seinem normalen Ardennen-Gewicht in die Flandern-Rundfahrt zu gehen. Denn Matthews glaubt, dass die flämischen und die Ardennen-Klassiker gleichwertige körperliche Herausforderungen darstellen. „Es hört sich wahrscheinlich albern an, aber für mich sind es eigentlich keine unterschiedlichen Rennen“, sagt er. „Sie haben beide kurze, knackige Anstiege. Eins hat Kopfsteinpflaster und das andere nicht, aber für mich ändert das nicht viel. Ich kann auf Kopfsteinpflaster bergauf fahren, und ich kann auf normaler Straße bergauf fahren.“ Die fundamentalen Fähigkeiten, die Matthews zu einem ewigen Herausforderer beim Amstel Gold Race machen, sollten problemlos auf das Kopfsteinpflaster übertragbar sein. „Er hat gute Power über drei bis fünf Minuten, er hat wirklich gute Power über ein bis zwei Minuten, und er kann sprinten. Alle Mittel sind da“, sagt Brian Stephens, der Matthews auf U23-Niveau trainierte und letztes Jahr zum Mitarbeiterstab von Sunweb kam. Er weist auch auf einen weiteren psychologischen Vorteil bei Matthews’ Entscheidung hin, 2019 das Pavé in Angriff zu nehmen. In den vergangenen Jahren, so das Argument, sei die Konzentration auf Amstel Gold fast überwältigend gewesen. „Ich glaube, es war zu intensiv“, bemerkt Stephens. „Wir wollen, dass er unterwegs ist und ein bisschen Spaß hat. Dann fährt er am besten.“ Mailand–San Remo und Amstel bleiben natürlich auf der Agenda, zusammen mit Flèche Wallonne und Lüttich, wo Matthews 2017 Vierter wurde. Es hat eine gewisse Ironie, dass La Doyenne nun, da er seine Aufmerksamkeit gerade auf das Kopfsteinpflaster richtet, zu einem flachen Finale zurückkehrt, obwohl Matthews nicht überzeugt ist, dass ihm die Abkehr von Ans entgegenkommt. „Ich glaube, sie werden einfach früher und härter fahren, um die Sprinter loszuwerden“, sagt er grinsend und fügt hinzu, dass es ihm lieber wäre, wenn Amstel immer noch auf dem Cauberg enden würde. „Es war individueller und es ging mehr darum, wer an dem Tag am stärksten war. Jetzt gibt es so viele verschiedene Taktiken, dass es mir ein kleines bisschen weniger Spaß macht.“ Matthews wird bis Lüttich durchfahren, trotz seiner Konzentration auf das Kopfsteinpflaster. Es ist ein schweres Programm, doch er glaubt, dass er, wenn er Roubaix auslässt, die Zeit hat, für die Ardennen wieder regeneriert zu sein. Es hilft natürlich, dass er nicht der einzige Kandidat ist, der ein solches Pensum in Angriff nimmt. „Es gibt heute so viele Allrounder im Peloton, Jungs, die klettern und sprinten können“, sagt Matthews. „Warum sollte man nicht Kopfsteinpflaster und Ardennen fahren?“ BR

Michael Valgren
Dimension Data

Michael Valgren schloss sich einer erlesenen Gesellschaft an, als er 2018 sowohl das Omloop Het Nieuwsblad als auch das Amstel Gold Race gewann. Der Däne ist erst der zweite Fahrer, der beide Rennen in einer Saison gewinnen konnte – der erste war Eddy Merckx. Er schloss sich auch einem sehr kleinen Kreis von Fahrern an, die beide Rennen im Laufe ihrer Karriere gewannen – die Liste umfasst Jan Raas, Johan Museeuw und Philippe Gilbert. Es ist schwer zu sagen, welches Resultat besser zu Valgrens Fähigkeiten und Ruf passte. Er ist gerade erst 27 Jahre alt geworden, kommt also erst in seine besten Jahre, aber seine Ergebnisse bis zum letzten Jahr sprachen nicht für einen Allrounder, der auf einem Terrain außerordentlich gut war und ein Interesse an einem zweiten entwickelte, sondern für jemanden, der ein natürliches Talent für Kopfsteinpflaster- und hügelige Rennen hat. In seiner frühen Karriere neigte er zu den hügeligen Klassikern, und sein erstes nennenswertes Ergebnis bei diesen Rennen war ein zweiter Platz beim Amstel Gold 2016. Doch 2017 erweiterte er sein Repertoire und bestritt sowohl gepflasterte als auch hügelige Rennen. In seiner Debütsaison auf dem Kopfsteinpflaster in jenem Jahr wurde er Sechster beim E3 Harelbeke und Elfter der Flandern-Rundfahrt. Seine Vorstellungen in den Ardennen waren relativ enttäuschend, aber der weitere Weg war vorgezeichnet. 2018 war ein weiterer Schritt nach vorn. Sein Omloop-Sieg war einer sehr starken Mannschaftsleistung von Astana zu verdanken, die mit drei Fahrern in der zwölfköpfigen Gruppe vertreten war, welche an der Muur van Geraardsbergen eine Selektion erzwang. Stark genug zu sein, es in die Gruppe zu schaffen, war eine Sache, im Finale einen kühlen Kopf zu bewahren, eine andere – Valgren ließ zu, dass andere attackierten und hinterhergingen. Sein Teamkollege Alexei Luzenko griff an und wurde gestellt, dann startete Valgren zwei Attacken, von denen die zweite saß. Auch beim Amstel Gold nutzte er die taktische Gestalt des Rennens und die Umstände. In einer Fluchtgruppe mit Peter Sagan wusste er, dass er den Sprint gegen den Slowaken verlieren würde. Aber er wusste auch: Wenn tatsächlich jemand wegkäme, würde die Verfolgungsarbeit an Sagan hängen bleiben. Indem er sich mit zwei weiteren Fahrern absetzte, während Sagan sich weigerte, die Arbeit zu machen, kombinierte er seine Stärke mit cleverer Taktik wie bereits beim Omloop. Valgren unterschrieb für 2019 bei Dimension Data, wo er viel Freiheit hat und Kapitän sein kann, aber vielleicht etwas weniger Unterstützung bekommt als bei Astana. Obwohl er noch nicht so geglänzt hat wie Sagan und Gilbert auf ihren ureigenen Spezialgebieten, scheint er doch für das Kopfsteinpflaster und die Côtes das gleiche natürliche Talent zu besitzen. Sagan hat sich von den Hügeln von Lüttich immer abschrecken lassen (obwohl sich das in diesem Jahr ändern kann), aber Valgren, Gewinner eines Kopfsteinpflaster-Klassikers, hat sich bei Lüttich schon in den Top 15 platziert. Es scheint, dass er beides in Angriff nehmen kann, ohne etwas zu opfern oder Kompromisse eingehen zu müssen. EP
 



Cover Procycling Ausgabe 182

Den vollständingen Artikel finden Sie in Procycling Ausgabe 182.

Heft Bestellen