In Relation: ziemlich egal

Rein sportlich ist das Jahr für die deutschen Fahrer bislang eher mäßig gelaufen. Abgesehen von John Degenkolb und seinem Sieg auf der Roubaix-Etappe bei der Tour de France blieben die heimischen Stars ein ums andere Mal hinter den eigenen Erwartungen zurück.

 

Tony Martin ging mit Ausnahme der Deutschen Meisterschaft im Zeitfahren leer aus, André Greipel holte zwar bis Mitte September acht Saisonsiege, bei einer Grand Tour blieb der Rostocker jedoch erstmals seit 2007 (!) ohne Etappenerfolg. Viel schlimmer traf es Marcel Kittel, dessen Engagement bei Katusha-Alpecin im ersten Jahr nicht die erhoffte Ernte einbrachte. Nach zwei Triumphen bei Tirreno–Adriatico im März riss die Strähne, fortan prägten unglückliche Niederlagen bis hin zum offenen Konflikt mit dem Sportlichen Leiter bei der Tour de France eine Saison zum Vergessen. Wie egal derartige Momentaufnahmen sein können, zeigen der schwere Unfall von Kristina Vogel und die daraus resultierende Querschnittslähmung. Marcel Kittel traf bei Facebook den Nagel auf den Kopf, als er folgende Zeilen schrieb: „Und übrigens habt ihr bestimmt von Kristina Vogels schlimmem Trainingssturz und ihrer Querschnittslähmung gehört. Das ist furchtbar, traurig und unfassbar. Wenn ich darüber nachdenke, werden meine Probleme so winzig klein und jeder Frust über meine Saison 2018 wirkt auf einmal lächerlich. Aber genauso ist Kristina die größte Inspiration, die man haben kann. Sie geht mit ihrer neuen Situation so ehrlich, offen und direkt um, dass ich schon wieder ,unfassbar!‘ sagen muss! Was für eine Powerfrau! Wenn sie nach so einem tragischen Erlebnis so viel Kämpferherz und Optimismus zeigt, dann kann ich ja wohl mal 2018 schnell vergessen und 2019 wieder voll angreifen.“ Die Procycling-Redaktion möchte diesem Zitat beipflichten und wünscht Kristina Vogel auf diesem Weg alles Gute für die Zukunft. Mit dem Thema Zukunft möchte ich dieses Editorial auch beschließen. Um es platt zu formulieren: Die Zukunft hat begonnen. Junge deutsche Fahrer wie Nils Politt, Pascal Ackermann oder Maximilian Schachmann haben in diesem Jahr Akzente gesetzt, für viele gestandene Recken stehen Abschiede in Form von Teamwechseln an: Neben André Greipel (zu Fortuneo-Samsic), Tony Martin (LottoNL–Jumbo wurde gehandelt, offiziell bestätigt ist derzeit nichts) werden auch Marcel Sieberg und Phil Bauhaus (beide zu Bahrain-Merida) sowie Robert Wagner (ebenfalls zu Fortuneo-Samsic) 2019 in neuen Trikots stecken. Die kommende Saison wirft also bereits ihre Schatten voraus. Und vieles wird anders werden. Hoffentlich auch für Marcel Kittel.

Bis dahin wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung mit dieser Ausgabe von Procycling!

Chris Hauke
Redaktion


Cover Procycling Ausgabe 176

Den vollständingen Artikel finden Sie in Procycling Ausgabe 176.

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